Nachwuchs

«Junioren mit eigenen Beratern – ist das wirklich nötig?»

«Für was braucht ein 16jähriger Junior einen Agenten? Wollen Sie dem etwa auch schon zum grossen Geld verhelfen?» Diese Frage – natürlich als reine Provokation abgeschossen – stellte mir kürzlich der Novizen-Trainer einer Elite-Mannschaft aus dem Unterland.

Nachwuchsspieler
© Jean Vaillancourt

Nun, ich habe mich in den Jahren an solche und ähnliche «Boshaftigkeiten» gewöhnt und tue mich leicht mit ihnen. Schliesslich werden sie so oder in ähnlicher Form laufend gestellt und machen immer nur deutlich, dass der Absender nicht so richtig weiss, wie er mit der für ihn ungewohnten «Agenten»-Situation umgehen soll. Aus dieser Unsicherheit heraus wählt er die verbale Offensive.

Meine Antwort ist immer dieselbe. Selbstverständlich geht es bei keinem Junior, den die Heinz H. Schneider GmbH vertritt – das sind übrigens neun Talente mit den Jahrgängen 1995 bis 1998 –, ums Geld. Dieser Aspekt kommt erst später zu vielen weiteren hinzu. Frühestens dann, wenn der junge Mensch allenfalls seinen beschwerlichen Weg vom Hoffnungsträger zum angehenden Profi oder Halbprofi erfolgreich hinter sich gebracht hat.

Doch bis es soweit ist, sind viele Hürden zu nehmen. Denn ich stelle oftmals fest, dass junge Menschen mit ihrer Situation im Klub nicht richtig glücklich sind. Manchmal liegt es an ihnen selber, manchmal an der Art des Trainers, an den Mitspielern, auch mal am falschen Ehrgeiz der Eltern oder an den unterschiedlichsten Dingen, die auf den ersten Blick sogar banal sein können. Des Öfteren sind es aber auch tiefgreifende Probleme – zum Beispiel nach einer ungerecht empfundenen Behandlung des Klub-Managements oder wegen einer generellen Überforderung im Spannungsfeld Schule/Beruf/Leistungssport. Oder, wie ich selber schon erlebt habe an Unterforderung.

Nachwuchsspieler
© Jean Vaillancourt

Einen jungen Sportler zu betreuen, heisst nichts anderes, als ihn auf dieser entbehrungsreichen, langen und mit Fouls gespickten Strecke zu begleiten. In erster Linie in der Rolle des integren Beobachters und Beistandes, der Inputs gibt. Aber auch als «Macher», der, wenn nötig, korrigierend und vermittelnd eingreift. Zum Beispiel dann, wenn falsch, zu viel oder zu wenig trainiert wird. Oder wenn es an der Zeit ist, zusätzliche und massgeschneiderte Trainingseinheiten zu definieren oder ein Mentaltraining zu verordnen.

Und erst recht dann, wenn die Situation für den Junior aus den oben genannten Gründen aus dem Ruder zu laufen droht und es unumgänglich ist, einen passenderen Verein zu finden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass nicht jeder Klubvertreter alles dafür tut, damit der zwanzigjährige Elite-Junior, den man nicht behalten will, seine Karriere bei einem anderen Team oder in einer anderen Liga fortsetzen kann. Ausser, es handelt sich um ein Jahrzehnte-Talent. Aber auch die wurden schon verkannt.

Hier den Puls zu fühlen, in die Seele seines jungen Mandanten zu schauen und ihn partnerschaftlich von der anderen Seite des Tisches aus zu fördern – das, mein lieber Herr Novizen-Trainer, sind nur drei von vielen Gründen, warum auch ein 16-Jähriger einen seriös arbeitenden Agenten haben sollte.