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«Ich denke nicht, dass sich das Playout-Debakel für Bern und Zug wiederholen wird»

Heinz Schneider im Interview
©Heinz H. Schneider GmbH

Im Interview. Das sagt Heinz Schneider über die neue Champions Hockey League, die Kräfteverhältnisse der NLA-Klubs und über aktuelle Transfers, welche die Schweizer Hockeyszene erschüttert haben – oder eben auch nicht.

Wie wirkt sich die neue Champions Hockey League auf das Schweizer Eishockey aus – speziell für den Nachwuchs?

Heinz Schneider: Der Anlass ist die Königsklasse, da geht es um viel Geld und Prestige. Ergo wollen die Coaches gewinnen, weshalb sie auf ihre drei oder vier besten Linien setzen und kaum auf Junioren. Darum bietet die CHL dem Nachwuchs kaum nachhaltige und messbare Vorteile – höchstens die Befriedigung, einmal dabei gewesen zu sein. Aus sportlicher Sicht werte ich die CHL mit ihren Partien gegen die besten internationalen Teams aber als geniale und lehrreiche Sache. Mitunter sogar mit höchstem Unterhaltungswert: Wer am 28. Januar 2009 beim Final in Rapperswil dabei war und miterlebt hat, wie die ZSC Lions Metallurg Magnitogorsk in einem begeisternden Spiel mit 5:0 filetiert haben, wird mir beipflichten. Das war einfach das Grösste und Werbung vom Feinsten fürs Schweizer Eishockey.

Zu den Gründern der neuen CHL gehören mit den ZSC Lions, dem SC Bern, Fribourg-Gottéron und dem EV Zug auch vier Schweizer Klubs, die viel Geld in die Hände genommen haben. Werden die Spieler ihren Lohncheck per Ende Monat dennoch erhalten?

Heinz Schneider: Die finanzielle Beteiligung an der Gesellschaft beträgt meines Wissens für jeden dieser Klubs rund 100 000 Franken. Ich bin überzeugt davon, dass sie diese Investitionen ohne Nachteile für die Spieler stemmen können – selbst bei einem frühzeitigen Ausscheiden aus dem Wettbewerb.

Heinz Schneider im Interview
©Heinz H. Schneider GmbH

Welcher Transfer hat Ihnen im letzten halben Jahr am meisten Freude bereitet?

Heinz Schneider: Einem Nati-Spieler oder NLA-Crack zu einem in allen Belangen guten Arbeitsvertrag zu verhelfen ist eine tolle Sache. Solche Transfers oder auch Vertragsverlängerungen sind das Salz in der Suppe – natürlich auch deshalb, weil sie bei Medien und Fans im Mittelpunkt des Interesses stehen. Aber die gegen aussen wenig spektakulären Transfers, die gibt es auch. Und über die freue ich mich jedes Mal – im Stillen zwar, aber innerlich nicht weniger euphorisch. In den letzten Wochen zum Beispiel habe ich an vorderster Front mitgewirkt, dass ein Elite-Junior und zwei 1.-Ligaspieler in die Nationalliga B haben wechseln können. Berücksichtigt man die Situation in dieser Liga, die mit dem Abstieg von Basel aktuell nochmals viel schwieriger geworden ist, machen mich diese drei Transfers schon sehr, sehr glücklich.

Was war ihre grösste Enttäuschung in den letzten sechs Monaten?

Heinz Schneider: Enttäuscht wird man oft im Agenten-Leben, und zwar von allen Beteiligten aus dem Business. Sicherlich nicht enttäuscht, aber wehmütig gemacht hat mich der Rücktritt von EVZ-Verteidiger Patrick Fischer. Wir haben viele Jahre als Team gearbeitet, und er ist für mich einer der seriösesten Hockeyspieler mit einer Top-Einstellung zum Beruf, wie sie nur selten zu finden ist. Für die Schweizer Hockeyszene ist er ein grosser Verlust. Als Trost haben er und seine Frau Sandra mich und meine Frau Irene in ein tolles Restaurant zum Nachtessen eingeladen. Dabei hat er mir sein weisses EVZ-Tenue aus der letzten Saison vermacht – ein tolles und vor allem einmaliges Geschenk. Es gibt sonst niemanden mit einem originalen Fischer-Shirt, er hat sie alle selber behalten – so quasi als persönlicher Karriere-Rückblick.

Heinz Schneider im Interview
©Heinz H. Schneider GmbH

Gehen wir zurück in die Zukunft. Wie schätzen Sie die einzelnen Kräfteverhältnisse in der kommenden NLA-Saison ein?

Heinz Schneider: Wo die Mannschaften am Ende der Saison stehen, wird wie immer auch vom Verletzungspech abhängen. Zudem kann die Form des Goalies eine gewichtige Rolle spielen, ob sich ein Klub nur in der Mitte oder ganz oben in der Tabelle wiederfindet. Auf dem Papier gibt es hinsichtlich Playoff-Teilnahme aber schon eine Tendenz. Da gehe ich davon aus, dass sich das Debakel für Bern und Zug nicht wiederholen wird. Das heisst: Für Rapperswil, Biel, Ambri und Lausanne wird es eng. Schwierig einzuschätzen nebst Davos sind die Genfer – sie haben gute Schweizer Spieler und einen gerissenen Coach, mussten auf der anderen Seite aber ihren Top-Goalie ziehen lassen. Zudem kommen neue Ausländer, die sich in unserer Liga erst noch beweisen müssen. Die Favoritenrolle traue ich den ZSC Lions zu – sie haben ihr Meister-Team praktisch zusammengehalten und können so mit einer sehr soliden Basis auf dem diesjährigen Erfolg aufbauen.

Welches wird Ihr erster Match zu Saisonbeginn sein?

Heinz Schneider: Die Saison hat für mich schon im August begonnen mit dem Besuch von einigen Testspielen, in denen ich die Klienten der Heinz H. Schneider GmbH beobachtet habe. Meine NLA-Premiere werde ich wohl in Zug erleben – mich nimmt wunder, wie sich die Mannschaft unter dem neuen Trainer Harold Kreis präsentiert und welche Auswirkungen die vielen Transfers aufs Team haben. Auch das Potential des HC Davos interessiert mich nach den vielen personellen Mutationen, da werde ich mich so schnell als möglich live vor Ort informieren. In der NLB besuche ich als erstes prioritär den einen oder anderen Match der Tigers sowie von Olten und Ajoie. Ich bin gespannt, wie die beiden Letztgenannten auf die Enttäuschungen der letzten Saison reagieren können.